Zu dir rufe ich, Herr...
Wer hat sich nur diesen Bibelvers für den Wonnemonat Mai ausgesucht?!
Monatsspruch Mai: Zu dir rufe ich, Herr; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. (Joel 1, 19-20)
Jetzt blüht und grünt es doch überall. Wir freuen uns an der Natur und den angenehmen Temperaturen. Und doch wissen wir von Naturkatastrophen, von Dürre und Überschwemmungen auch in Deutschland, auch bei uns in Brandenburg. Und wir wissen um unseren Anteil daran durch unseren Lebensstil.
Herrscht nicht auch Dürre im übertragenen Sinne in den Kirchen in unserem Land?! So hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder der beiden großes Kirchen im Jahr 2024 um eine Million verringert. Und auch in unserem Gemeindebund haben wir eine stetige Abnahme der Mitgliederzahl zu beklagen und sehen uns mit sterbenden Gemeinden konfrontiert.
Zu dir rufe ich, Herr! So redet der Prophet. Er kennt den Einen, der in dieser Situation helfen kann: Gott, der Herr! Er ist der Schöpfer und Erhalter der Welt. Er hat die Macht das Unheil zu wenden. So sind wir aufgefordert, uns mit ganzem Herzen Gott zuzuwenden. Das schließt die Umkehr von falschen Wegen und von Halbherzigkeiten ein!
Wir können also einen Perspektivwechsel wagen - weg von den Problemen und Nöten - hin zu Gottes Möglichkeiten.
Wir können festhalten an Gott, von dem der Prophet sagt: "Denn gnädig und barmherzig ist er, langmütig und reich an Güte, und es reut ihn das Unheil." Joel 2,12-14
Und dann entdecken wir, dass Gott schon längst am Werk ist. In Bezug auf den Klimawandel gibt es überall Menschen, die innovativ an Lösungen forschen, damit unsere Welt bewohnbar bleibt. "Keine Zeit für Pessimismus", heißt das neue Buch von D. Rossmann und J. Settele, in dem einige dieser Projekte vorgestellt werden.
Und in Bezug auf die christlichen Kirchen im westlichen Europa möchte ich ein Erlebnis aus unserem Urlaub in Südfrankreich mit Euch teilen.
Wir haben einen Gottesdienst in der Basilika in Nizza besucht. Die Kirche war brechend voll, viele junge Leute, vor allem aus Afrika. Sie haben sich im Gottesdienst eingebracht im Chor, durch Tanz und Sologesang. Wir konnten ihre Freude am Glauben und ihr Vertrauen in Gott ganz deutlich spüren. Neubelebung unserer sterbenden Kirchen durch Immigration?!
Ein herausfordernder Gedanke und doch schon da und dort gelebte Wirklichkeit.
Dieses sperrige Bibelwort, das so gar nicht in den Mai passen will, hat uns also doch etwas zu sagen:
- Die Katastrophen sind da. Wir dürfen die Augen nicht verschließen.
- Gott ist der Herr! Er kann und er wird helfen.
- Wenden wir uns ihm zu mit ganzem Herzen.
- Dann sehen wir ihn längst am Werk.
Darum: Fürchtet euch nicht!
Astrid Guderian